
Noch vor hundert Jahren war der Rhein der bedeutendste Lachsfluss Europas. Jahr um Jahr kehrten etwa eine Million Lachse von ihrer langen Reise nach Grönland zurück in die Rheinzuflüsse im Schwarzwald, im Elsass und in die Schweizer Alpen, um zu laichen. Leider ist dies heute nicht mehr der Fall, Mitte des letzten Jahrhunderts ist der Lachs im Rhein ausgestorben. Gemäss Christian Hossli, Lachs-Projektleiter des WWF Schweiz, gibt es verschiedene Gründe, die zum Aussterben des Rheinlachses geführt haben: «War der Lachs im Rhein bis ins 20. Jahrhundert noch weit verbreitet, so machte ihm fortan die schlechte Wasserqualität und vor allem aber der Bau der neuen Wasserkraftwerke entlang des Rheins zu schaffen. Diese blockierten seinen Weg zurück zu seinen Geburtsgewässern und führten dazu, dass er seit den 1950er-Jahren in der Schweiz ausgestorben ist.» Es geht vorwärts Erfreulicherweise beschloss die Internationale Kommission zum Schutze des Rheins (IKSR) 1991 den Lachs wieder anzusiedeln und den Rhein als Ganzes aufzuwerten. Die Wasserqualität des Rheins wurde in der Folge wieder deutlich besser und verlorengegangene Lebensräume konnten wieder geschaffen werden. Da es den Ur-Rheinlachs als solchen nicht mehr gibt, hat man verschiedene Lachszuchtanlagen gebaut, um mittels Initialbesatz die Zuflüsse wieder zu besetzen. Die eingesetzten Lachseier stammen dabei hauptsächlich aus dem Loire-Gebiet. Dieser Besatz soll aber nur vorübergehend nötig sein, längerfristig soll sich wieder eine stabile Rheinlachs-Population einstellen, die sich natürlich fortpflanzen kann – wie es im nördlichen Teil des Rheins auch bereits wieder geschieht. Seit der Installation von Fischtreppen in den Kraftwerken Iffezheim und Gambsheim steigen manche Lachse sogar schon bis Strassburg auf. Nach Strassburg findet ihre Migration aber leider ein jähes Ende: Denn von den acht weiteren grossen Staustufen der Electricité de France (EDF) versperren immer noch drei den Weg zurück in den «Alten Rhein» und damit zurück in den Schwarzwald und in die Schweiz. Das Ziel zum Greifen nah Für diese drei letzten Hindernisse liegen zwar technische Lösungen vor, die Kraftwerksbetreiber tun sich aber leider sehr schwer in ihrer Entscheidungsfindung – sie spielen offensichtlich auf Zeit. Wenn Frankreich die Planung und Umsetzung dieser Massnahmen nicht sofort an die Hand nimmt, ist das Ziel, den Lachs bis 2020 in den Hochrhein zu bringen, kaum noch realisierbar. Seine Rückkehr könnte dann noch Jahre auf sich warten lassen. Das ist nicht akzeptabel. Eine internationale Koalition von Umwelt- und Fischereiorganisationen fordert Frankreich und die EDF auf, den Rhein bis Basel durchgängig zu machen. Unsere Forderung ist seit Jahren dieselbe, meint Hossli: «Freier Fluss für den Lachs und alle anderen Wanderfische bis 2020!» «Nur» der prominente Botschafter Bei all diesen Anstrengungen geht es natürlich nicht alleine um den Lachs, er ist lediglich das prominente Aushängeschild. Ziel des Projekts und der langjährigen internationalen Bemühungen ist eine ganzheitliche Aufwertung des Ökosystems Rhein. Die Vernetzung soll wiederhergestellt werden, es sollen wieder genügend intakte Lebensräume für alle Arten von wasserbewohnenden Tieren und Pflanzen vorhanden sein, der Geschiebetransport soll funktionieren und neu dazugekommene Probleme wie Mikroplastik sollen angegangen werden. Davon profitiert der Rhein als Ganzes und mit ihm die ganze Fauna und Flora und nicht zuletzt auch der Mensch. Endspurt Aktuell läuft seitens des WWF die Kampagne «Laggs2020». Das Ziel ist zum Greifen nah. Nun ist es wichtig, dass auf den letzten Metern nichts mehr schief geht. Um das Thema Lachs bis 2020 hochzuhalten und das Comeback tatsächlich auch realisieren zu können, macht der WWF mit verschiedenen Mitteln darauf aufmerksam und versucht über Bevölkerung und Politik Druck zu machen. Unter anderem wurde ein spezielles Lachs-Bier lanciert, das Laggs Spezial (gebraut von Ueli Bier in Basel). Mehr zur aktuellen Kampagne in Basel unter www.laggs2020.ch. Text & Fotos: zvg
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