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Vom Gift- zum Vorzeigebach

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herrigel

Bis Ende der 1980er-Jahre galt die aargauische Bünz vom Freiamt bis zur Mündung in die Aare als ein Gewässer der untersten Güte. Die Bünz war in diesem Abschnitt eine «Müllhalde» für Bau- und landwirtschaftliche Abfälle sowie Opfer von überlasteten Kläranlagen. Der Bach war vom Kanton Aargau nicht mehr als Fischgewässer deklariert und nicht mehr zur Verpachtung ausgeschrieben – sie lag Jahrzehnte lang brach. 1986 interessierte sich Roland Herrigel für den Abschnitt in Möriken-Wildegg. Seine Absicht war, das Gewässer zu rehabilitieren. Der Fischereiinteressierte wurde Mitpächter und begann mit seiner Arbeit. Im Dorf wurde er gewarnt und belächelt. Als erstes machte er einen Test mit Fischen – sie überlebten das Bünz-Wasser. Beim ersten Testfischen stellte sich heraus, dass es noch wilde Bachforellen gab. Zum Verzehr aber waren sie nicht zu empfehlen. Noch über einige Jahre säumten am Sonntagmorgen grosse Schaumberge, die nach Fichtennadeln oder Lavendel rochen, die Bünz. In etwa so roch auch der erste Fisch aus der Pfanne, kombiniert mit Klärgeruch. Regenbogenforellen-Besatz Herrigel besetzte die Bünz mit fangreifen Regenbogenforellen. Die Nachfrage nach einem «Fly Only»-Gewässer war hoch, daher verkaufte er Tageskarten an Fliegenfischer. Da die Bünz als Gewässer zum Fliegenfischen einladend war, war sie schnell sehr beliebt. Selbst Prominenz wie Peter Müller (Skifahrer) oder Peter Fonda (Schauspieler) waren begeisterte Besucher. Die Einnahmen daraus wurden für diverse Verbesserungen dringendst benötigt. Erfolg führte zu Sanierungen Natürlich waren die Wiederbelebungsprojekte mit der Behörde abgesprochen, die sich in den 1990er Jahren mehr und mehr um die geplagte Bünz kümmerte. Beeinflusst vom sich abzeichnenden Erfolg, motivierte es den Kanton, die Kläranlagen zu sanieren. Sogar die vorher nicht mehr verpachteten Fischenzen wurden wieder zur Verpachtung ausgeschrieben. Plötzlich fanden auch Fachleute aus der EAWAG und anderen Institutionen eine Quelle für allerlei Tests und Untersuchungen am Gewässer. Der Stein kam ins Rollen. Als einige Kläranlagen in einem Sammelkanal zusammengeschlossen und direkt nach Wildegg weitergeleitet wurden, wurde ein Quantensprung bei der Wasserqualität erreicht. 1999 wurde die Bünz vom Jahrhunderthochwasser betroffen, das den Bach teilweise völlig neu verlegte. Es entstanden die «Bünzauen von nationaler Bedeutung». Inzwischen werden auch keine Forellen mehr besetzt, man setzt auf die natürliche Population. Ebenso zählt nun auch der Unterlauf zum Nasen- und Äschenlaichgebiet von nationaler Bedeutung. Lachsbesatz als Krönung Durch ständige Kontakte mit der Fischereiverwaltung und des Gewässerbaus erreichte der Fischenzpächter, dass heute die Bünz eine hohe Priorität geniesst. Mit dem Engagement des Fischereispezialisten Dr. David Bittner, fasste man die Ansiedelung des Lachses ins Auge, was die Krönung des 30 Jahre langen und unermüdlichen Einsatzes der Fischer und Behörde bedeutet. zvg   Der Aargau macht vorwärts «Der Lachs gehört zum Aargau. Er ist Teil des Kulturguts im Kanton.» So formuliert es der Aargauer Fischereiverwalter Thomas Stucki. Seit 2006 wird auf die Rückkehr des Lachses hingearbeitet. Letztes Jahr konnten 22 000 Junglachse in den aargauischen Rheinzuflüssen eingesetzt werden. Bis ein eigener regionaler Lachsstamm aus den Rückkehrern heranwächst, dürfte es allerdings noch Jahre dauern. cjd  

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