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Channel: Schweiz – Petri-Heil
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Was läuft im Februar

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Forellen Jetzt gerade wächst der Nachwuchs des Schweizer Fisch des Jahres heran – gut versteckt zwischen den Kieseln und umströmt von kühlem, sauerstoffreichem Wasser. Was erwartet die jüngste Generation? Die Hochzeit der Forellen findet in den meisten Schweizer Gewässern zwischen Oktober und Januar statt. In manchen Flüssen wandern sie Dutzende von Kilometern, um den perfekten Laichplatz mit sauberem, lockerem Kiesgrund oder einen idealen Seitenbach zu finden. Die Rogner säubern mit ihrer Schwanzflosse ein Stück Kiesgrund von Laub, Algen und Sediment. In diese Vertiefung, die Laichgrube, legen sie je nach Grösse und Fitness bis zu 5000 Eier, die meist von mehreren Männchen befruchtet werden. Der Laich wird mit Kies überdeckt, und aus den Eiern schlüpfen sogenannte Brütlinge mit einem Dottersack. Nach ein bis drei Monaten verlassen die zwei bis drei Zentimeter langen Larven ihr Nest und suchen nach flachen Uferpartien mit schwacher Strömung.  Hier zeigen sie bereits das forellentypische Revierverhalten und verteidigen vehement ihren kleinen, aber überlebenswichtigen Platz im Bach. Nur die stärksten Jungfische überleben diese Phase. Stimmt das Futterangebot, wachsen die Jungforellen schnell und beginnen rasch das komplette Nahrungsangebot in ihrem Lebensraum zu nutzen. Wenn es ihn denn gibt …     Winterfelchen   Seit den ersten Seeforellen-Eröffnungen wurden schon wieder viele Hoffnungen enttäuscht. Kein Wunder konzentrieren sich vernünftige Seefischer lieber auf Felchen. Die geselligen Silberlinge sind deutlich «kooperativer» als ihre fettflossigen Cousinen, denen bewundernde Kosenamen wie Seekönigin offensichtlich ins hübsche Köpfchen steigen. Dank Echolot ist es einfacher geworden; Felchenschwärme und mittlerweile auch Einzelfische sind auf dem Bildschirm gut erkennbar. In der Regel halten sie sich im Winter nah am Grund auf, wo sie Zuckmücken- und Eintagsfliegenlarven, Würmer, Kleinkrebse, Muscheln und Schnecken fressen. Mit mindestens zwanzig Metern «Arbeitstiefe» muss man im Februar fast überall rechnen. Das bedeutet geflochtene Schnur, eine sensible Rute und volle Konzentration, um die oft kaum erkennbaren Bisse auf Distanz zu erspüren. Und viel Geduld! Forcieren funktioniert bei Felchen nicht: Sie sind zwar friedliche Planktonfresser, aber auch wilde Kämpfer. Wer nicht gefühlvoll drillt, bekommt sie oft nicht einmal zu Gesicht. Dieser Kontrast zwischen feiner Lebensart und brutaler Kraft ist der unwiderstehliche Reiz beim «Felchelen».     Trüschenmond   Die Trüschensaison in der Schweiz hat viele Gesichter. Wann und wo man auf aktive, beisswillige Räuber stösst, ist wie bei jeder Fischart abhängig von Wasser, Wetterlage, Mondphase und natürlichen Einflüssen, die wir noch gar nicht (oder vielleicht auch nicht mehr) verstehen. Es gibt allerdings eine Zeit, die in den meisten unserer Trüschenseen aussergewöhnlich gute Chancen bietet. In den Wochen vor ihrer grossen Hochzeit, die meist im Februar oder Anfang März stattfindet, wandern die Trüschen zu ihren uralten Laichplätzen, von denen wir auch im Zeitalter von Google Maps nur die wenigsten kennen. Das bietet Chancen. Auf ihrer Hochzeitswanderung sind Trüschen hungrig und aggressiv. Auf den Höhepunkt dieser Aktivität warten Trüschenspezialisten wie auf Weihnachten. Es sind die dunklen Nächte rund um den Februarneumond. In dieser Zeit bestehen die besten Chancen, um eine richtig grosse Trüsche von 50, 60 oder sogar 70 Zentimetern zu fangen. In diesen Wochen sind diese Alpha-Prädatoren unterwegs. Den Rest des Jahres verbringen sie ungestört an einem günstigen Standplatz irgendwo am Fuss einer schroffen Felswand, wo nie ein Köder hinkommt.     Ans Wasser!   Konsumieren oder selber erleben? An düsteren Februartagen ist das eine anstrengende Entscheidung. Sich zu einem Gang ans Wasser aufzuraffen, fällt zunehmend schwer in einem explodierenden Angebot von Blogs, Instagram-Stories und Videos, wo sich praktisch jede Form des Fischens gemütlich und mit Fanggarantie konsumieren lässt. Die Abenteuer der superglücklichen und superfähigen Petrijünger und -innen erscheinen viel reizvoller als unsere eigenen Ausflüge, die oft ohne Fisch und mit gemischten Gefühlen enden. Der Autor dieser Zeilen geht davon aus, dass den meisten Petri-Surfern bewusst ist, wie wenig die Erlebnisse auf dem Schirm mit der Wirklichkeit zu tun haben. Für alle anderen eine kleine Lebenshilfe: Was uns online als Realität serviert wird, ist die Essenz aus vielen Stunden, Tagen oder sogar Wochen professionell inszenierter Aufnahmen. Vieles davon gestellt und x-mal wiederholt. Ein ganz normaler Fischertag kann mit der Action und der Brillanz der perfekt geschnittenen Szenen nicht mithalten. Muss er auch nicht! Unsere eigenen Erlebnisse sind vielfältiger und wertvoller. Mit Fisch oder ohne Fisch: Live schlägt online um Längen. Zumindest noch im Jahr 2020 …   TV-Tipp Das Ende eines wildes Flusses? arte     Mi. 5.2.2020     19.40 Uhr Noch ist die Weichsel ein weitgehend naturbelassener Strom. Nun jedoch plant die polnische Regierung die Weichsel zu regulieren, um sie für die Containerschifffahrt befahrbar zu machen. «E40» nennt sich das gigantische Wasserstrassenprojekt, das die Ostsee mit dem Schwarzen Meer verbinden soll. Auf Kosten einer der letzten urwüchsigen Flusslandschaften in Europa. Muss das wirklich sein? In Polen wehren sich engagierte Menschen vehement gegen das Projekt.  

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